Eine Reise in den Orient

IN DUBIO PRO ARTE – im Zweifel für die Kunst! Diese Benefiz-Kunstausstellung im Lichthof des Verwaltungs- und Finanzgericht am Appellhofplatz endete im Mai 2017 mit einer Versteigerung von Kunstwerken. Der erzielte Betrag sollte zur Förderung kultureller Projekte für Kinder Verwendung finden. Ein Teil ist der Museumspädagogischen Gesellschaft zur Verfügung gestellt worden, um gezielt kostenfreie Workshops im Museum für Schulklassen anbieten zu können. Die Veranstalter der Benefiz-Auktion regten an, den Museumsbesuch mit einem Literatur-Part zu verknüpfen. So entstand der Workshop „Eine Reise in den Orient“.

Die erste Workshopeinheit fand im Museum für Angewandte Kunst statt. „Eine Reise in den Orient“ stellt das Märchen „Der Kalif Storch“ von Wilhelm Hauff vor. Diese Reise besteht aus vier ausgesuchten Stationen vor orientalischen Objekten der ständigen Sammlung – diese stellten nicht nur die Kulisse für die einzelnen Erzählabschnitte des Märchens dar, sondern bieten Gesprächsanlässe zum interkulturellen Austausch zwischen Orient und Okzident.

Begleitet werden die Schulklassen von der Museumspädagogin des Museumsdienstes und einem professionellen Sprecher und Schauspieler, der dem romantischen Märchen die atmosphärische Tonalität verleiht.

Der Einstieg in die orientalischen Welten ist die Betrachtung einer Moscheelampe. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde in Syrien hergestellt. Arabische Schriftzeichen und Ornamente lassen die Schüler*innen eintauchen in die fremden Welten des Kalifen von Bagdad und seines Großwesirs.

Die beiden möchten die Sprache der Tiere verstehen, und verwandeln sich mit einem Zauberpulver in Störche. Leider müssen sie in ihrer tierischen Gestalt so sehr über die anderen Vögel lachen, dass sie das Zauberwort für die Rückverwandlung vergessen.

Statt Datteln und Couscous müssen sie nun Frösche und Eidechsen fressen, denen wir auch im Museum begegnen. Auf unserem Palissy-Teller, entstanden in Paris Ende des 16. Jahrhunderts, sehen die Tiere so täuschend echt und lebendig aus, dass die Schüler von der Fertigung beeindruckt sind „Palissy hat sogar Abdrücke von lebendigen Tieren genommen“, erzählt Karina Castellini.

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Palissy Teller, Paris, um 1580

Der Kalif und sein Großwesir können sich aber nicht überwinden, diese Tiere zu fressen, und suchen nach ein paar „Feldfrüchten“. Der einzige Trost der ihnen in ihrem Elend bleibt, ist Fliegen zu können, und so reisen sie über das Land „in die Gegend von Medina“. Der Wechsel zu den ausgewählten Stationen in den Museumsräumen bedingt echte „Cliffhanger“ in der Dramatik der Geschichte: „ Ihr habt‘s echt drauf“ – ertönt der Vorwurf eines Schülers „ an der spannendsten Stelle einfach aufzuhören!“

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Kreative Reflexion des gehörten Märchens durch eine erste Klasse der KGS Forststraße in Köln.

Der Abschluss des Rundgangs und gleichsam der Geschichte findet im sogenannten „maurischen Zimmer“ statt. Die orientalisch geprägten Möbelstücke des 19. Jahrhunderts bilden die Kulisse des Höhepunktes: die beiden „Störche“ haben bei einer Rast in einer Burgruine eine Eule angetroffen. Da sie wie ein Mensch spricht wird schnell klar, dass die drei in ihrem Schicksal verbunden sind: Sie alle sind verwunschen worden. Sie schließen sich zusammen und belauschen den bösen Zauberer, wie er mit seinen Taten vor seinen Freunden prahlt. Hierbei hören sie das Zauberwort und können endlich ihre menschliche Gestalt zurückerhalten, um den Palast von Bagdad zurückzuerobern: „Mutabor!“

Fast beseelt von der märchenhaften Atmosphäre zieht die Gruppe in unsere museumspädagogische Werkstatt. Ein wenig Orient für zu Hause wird durch gestaltete Windlichter ermöglicht.

Eine zweite Workshopreihe gesponsert durch IN DUBIO PRO ARTE findet im Römisch-Germanischen Museum statt.

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Ein Kommentar

  1. Ein schöner Ausflug in die Welt des Orient, der sicher nicht nur Schulkindern gefällt. Eine wundervolle Veranstaltung, die Einblicke gibt wie interessant und zauberhaft Geschichte und Geschichten sein können.

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